Wohl irgendwie etwas dazwischen. Es gab wundervolle Traum-Momente und diese, wo ich dachte, oh man Berta, was machst du hier eigentlich?! Eins steht fest, ich würde es immer wieder tun!
Heute kann ich sagen, jetzt weiß ich, wie es ist, wenn man das lebt, was man ständig vermisst. Ich habe es einfach gemacht. Wie immer, halt Abenteuer Leben. Der Traum war da, schon so lange. Ein altes Wohnmobil kaufen, alles selbst ausbauen und darin für eine Zeit Vollzeit leben. Ich weiß noch genau, wie ich nächtelang wachlag und hin und her überlegte, ob ich diesen Schritt jetzt wirklich gehen soll. Meine wundervoll lieb gewonnene Wohnung aufgeben, für das Abenteuer Leben?! Ich spielte mehrere Optionen durch, auch die, meine Wohnung nur unterzuvermieten, um dann wieder in den sicheren Hafen einzufahren, doch irgendwas in mir sagte, zieh weiter. Es verging Zeit, bis ich letztlich die Entscheidung traf, von vorn anzufangen. Alles verkaufen. Alte Möbel, die mich dann und wann an meine Vergangenheit erinnerten. Ich wollte Altes loslassen, meinem Traum folgen, ungewiss, wie es wohl sein wird, dieses Leben Vollzeit auf der Straße in einem fahrbaren Zuhause. Ich wusste, ich werde es nie erfahren, wenn ich es nicht einfach ausprobierte.
Von Anfang an war mir klar, dass alles passieren kann, auch, dass es vielleicht nichts für mich ist. Das war okay, denn die Sehnsucht war größer als der Zweifel. Und so kam der besagte Tag, an dem ich aus meiner Wohnung auszog und dieses neue Leben erstmal hinter mir ließ. Während ich die Tür zu meiner Wohnung schloss, spürte ich Mut und Aufregung, Abenteuerlust und Erschöpfung. Die letzten Wochen zerrten sehr an mir. Nicht immer klappte alles so, wie gewünscht, und meine Ungeduld führte mich in Situationen, die mich oft verzweifeln ließen.
Da saß ich nun, vollgepackt bis oben hin, und fuhr zu einem Stellplatz, an dem ich für eine Weile bleiben wollte, um erstmal in diesem neuen Leben anzukommen. Schnell wurde mir klar, dass ich immer noch zu viel besaß, um mich entspannt durch diesen kleinen Raum zu bewegen. Meine ersten Tage starteten also mit Aussortieren und Platz schaffen, aber auch damit, dass ich mir ständig Gedanken machte, wie mein Strom und Wasser funktionstüchtig werden würden. Ich muss zugeben, dass das Gefühl von Freude und Enthusiasmus, das ich vorher so stark empfand, plötzlich nicht mehr so präsent war. Es regnete, es war kalt, und ich saß in einer Baustelle. Viele Dinge waren unfertig, und ich war irgendwie erschöpft von den letzten Wochen. Da saß ich nun und dachte: "Okay, du wolltest es so, jetzt brauchst du Geduld und Vertrauen."
Ich fand eine Werkstatt, die mir zwei Wochen nach dem Einzug in mein Wohnmobil alles finalisierte, was noch offen war. Endlich war das Solarpanel auf dem Dach, mein neuer 100-Liter-Wassertank installiert, mein Gas angeschlossen, und mein Strom funktionierte auch endlich wieder. Ich war glücklich und erleichtert, aber auch um einiges ärmer. Aber ich konnte nun endlich in meinem neuen Zuhause ankommen.
Das Wetter wurde langsam besser, und ich wollte weiter in Richtung Natur. Ich war irgendwie noch nicht ganz bereit, einfach frei zu stehen, und machte mich auf die Suche nach einem neuen festen Stellplatz. Ich kam auf die Idee, Reiterhöfe anzurufen und zu fragen, ob ich dort stehen könnte. Ein Hof ging auf mein Angebot ein, und so verbrachte ich einen tollen Monat auf einem Reiterhof direkt am Strand. Es war wunderschön. Fast jeden Abend ging ich zum Meer, ließ meine Gedanken treiben, tanzte, sang und genoss die schönsten Sonnenuntergänge. Es war magisch und eine sehr besondere Zeit.
Ich verbrachte dort viel Zeit allein, aber hin und wieder kam ich auch mit inspirierenden Menschen ins Gespräch. Ich machte dort an der Promenade Straßenmusik und unterhielt mich mit Menschen, die gerade auf ihrem Fahrrad quer durch Deutschland unterwegs waren. Dieser Strandabschnitt, zwischen FKK und Hundestrand, war irgendwie besonders und zog besondere Menschen an, mit denen ich einmalige Momente teilte.
In dieser Zeit, in der ich auch mal auf dem Hof mithalf und ins Gespräch mit den Besitzern kam, wurde mir wieder klar, wie viel Arbeit Landwirtschaft eigentlich ist. Ich habe großen Respekt davor und musste schmunzeln, als
der liebe Opi mir sagte: "Du bist wirklich stark, aber du verpulverst deine ganze Kraft in so kurzer Zeit, dass du den Tag Arbeit so nicht schaffen kannst." Es stimmte, und er konnte in wenigen Stunden mein Arbeits- und Zeitmanagement durchschauen. Es erinnerte mich an einige Lebenssituationen. Ich gab alles, zog durch und war dann erschöpft. Irgendwie war es auch ähnlich mit dem Wohnmobil-Ausbau. Ich dachte noch länger darüber nach, während ich erschöpft von der Feldarbeit ins Bett fiel. Ich wollte etwas ändern, ich wollte langsamer werden. Ich wollte meine Balance (wieder)finden.
Nach vier Wochen stellte ich fest, dass ich mich langsam immer mehr traute, alleine zu stehen, und war die meiste Zeit unterwegs. Und auch wenn ich anfangs dachte, ich könnte hier den ganzen Sommer bleiben, wollte wieder etwas in mir weiter. Neues sehen, neues erleben. Mein letzter Tag auf dem Hof brach an, und ich wollte noch einmal ans Meer gehen und die Sonne genießen. Ich nahm meine Gitarre mit, machte Musik, genoss den Moment, und dann passierte etwas Magisches. Der Tag nahm eine unerwartete Wendung, und ich verbrachte den Abend plötzlich mit einer unbekannten Person, bei Mondschein mit einem Stück Pizza und Musik am Strand. Es war wohl einer der schönsten Momente des Sommers, und vermutlich war es eines der perfekten ersten Dates, wäre es eines gewesen. Niemals hätte ich gedacht, dass mein letzter Abend dort so enden würde. Ich werde diesen Tag nie vergessen.
Ich saß dort mit jemandem, der so aufrichtig und ehrlich war, als schaute ich in meinen Spiegel. Da war Sehnsucht, nach Nähe und Verbundenheit in Zeiten der ständigen Distanz und des Alleinseins. Tiefe Gespräche mit offenem Herzen und minutenlange Umarmungen ließen mein Herz für einen Moment alles um mich herum vergessen, während ich auf den Mond schaute, der sich im Meer spiegelte. Und genau in diesen Momenten spürte ich so stark, dass ich alles richtig gemacht habe. Ich habe gelebt. Jeden Moment.
Während die meisten Menschen abends auf ihre großen TV-Bildschirme starrten, schaute ich in den Abendhimmel, der nur einen Meter von meinem fahrbaren Zuhause entfernt war, und lauschte dem nächtlichen Treiben. Am Morgen wurde ich vom Vogelgezwitscher und Pferdegewieher geweckt, und auch der Traktor fuhr jeden Morgen an mir vorbei. Aber heute zum letzten Mal, denn ich fuhr weiter, ohne Plan. Einfach weiter.
Ich verbrachte Zeit in Leipzig bei meiner Familie, in Dänemark, fuhr Richtung Süden bis zum Bodensee und durfte mal wieder feststellen, dass mir der Norden einfach am liebsten ist. Ich verbrachte weiterhin viel Zeit am Strand, dort, wo man freistehen durfte, kostenlos. Das Schönste am Vanlife war für mich, morgens nach dem Aufstehen direkt zum Meer zu gehen, zu baden und den Tag voller guter Energie zu starten. Musik zu machen, mit den Füßen im Sand. Das Meer hat eine so unglaubliche Ausstrahlung auf mich. Dort fühle ich mich so sehr, komme zur Ruhe. Es ist mein Kraftort.
Mein Leben Vollzeit im Wohnmobil wurde immer mehr zum Alltag. Ich spielte mich ein, wusste, wo ich frisches Wasser herbekam und meinen Tank leeren konnte. Ich wurde immer mutiger und verbrachte Nächte ganz alleine, freistehend. Ich fühlte mich jeden Tag sicherer. Aber ich verbrachte auch Nächte mitten in meinem alten Wohnviertel, wo morgens öfter ein Kumpel vorbeifuhr und rief: "Berta, Aufstehen!" Das war super witzig, der Hellhörigkeit sei Dank. Man erkannte mein Wohnmobil, und wann und wo immer Freunde es sahen, wurde spontan geklopft und vorbeigeschaut. Das mochte ich besonders gern.
Ich erinnere mich an spontane Kochabende direkt am Meer, Lagerfeuer und Musik mit Freunden. Es war eine gute Zeit. Einige meiner Freunde leben auch das Vanlife, und somit konnten wir einige schöne Momente teilen, mitten in der wundervollen Natur und Nähe zum Meer. Diese Zeit war voller schöner Momente. Besonders war auch die Reise zum Mind on Fire Festival. Als ich dort vor zwei Jahren erstmalig war (damals noch mit Zelt), sagte ich zu einer lieben Freundin: "Nächstes Mal fahren wir hier mit meinem Wohnmobil hin." Ich hielt an meinem Traum fest und manifestierte meine Realität. Es kam genau so. Ich durfte ein kleines Konzert spielen und abends in meinem kleinen Zuhause all die wundervollen Momente verarbeiten. Ich war gerührt von dieser Magie, dass Träume wahr werden können. Träume brauchen manchmal vielleicht etwas Zeit, um zu deiner Wirklichkeit zu werden, aber dann, ganz unerwartet, bist du mittendrin. Ich war mittendrin, meine Wünsche wurden wahr. Ich träumte damals davon, irgendwann mal auf einer Bühne zu stehen, mit meiner Musik, und ich träumte von einem Wohnmobil. Ich konnte es kaum glauben, dass meine Träume sich erfüllten. Und während ich das schreibe, bin ich wieder voller Dankbarkeit und spüre wieder, wie stark die Kraft der Manifestation ist. Es waren all die Momente, die ich erleben durfte, weil ich dorthin fahren konnte, um sie zu erleben. Mein Wohnmobil schenkte mir die Freiheit, einfach loszufahren, wohin der Wind mich auch rief. Und immer wieder rief es mich nach Dänemark.
Seit letztem Jahr, wo ich mit meinem Kangoo erstmalig allein in Dänemark unterwegs war, bin ich fasziniert von der Natur, von den Menschen, von der besonderen Ruhe in der Luft. Ich verbrachte eine tolle Zeit auf einem FKK-Campingplatz (erstmalig und für sehr gut befunden) und fuhr weiter nach Kopenhagen, um meine Angst zu besiegen, indem ich über die große Brücke fuhr und endlich die tolle Stadt kennenlernen durfte. Ich genoss es, abends einfach in eine Bar zu gehen, Live-Musik zu genießen. Ich fühlte mich frei, so frei, wie seit
1,5 Jahren nicht mehr. Ich spürte plötzlich, wie sehr es mir fehlte, dieses spontane Leben. Kultur. Musik. Menschen. All das, was mein Leben war. Wehmütig fuhr ich wieder Richtung Deutschland und wusste, ich komme bald wieder. So kam es auch, ich verbrachte noch zwei weitere tolle Reisen nach Dänemark, einmal feierten wir den Geburtstag einer lieben Freundin dort, und ein anderes Mal machte ich einen kleinen Roadtrip mit meiner Schwester. Es war besonders, alles. Momente allein auf Reisen und Momente in Gemeinschaft. Beides ist ganz anders und auf seine eigene Art und Weise besonders.
Was soll ich noch sagen - vermutlich habe ich mich beim Schreiben zu sehr in den Details verloren, aber vermutlich waren diese besonders erwähnenswert. Im Großen und Ganzen war es abenteuerlich. Ich habe so viel über mich gelernt. Ich bin über mich hinausgewachsen, habe mich getraut, Neues zu wagen, immer wieder. Habe mich in Geduld geübt. Habe Momente der tiefen Glückseligkeit und Leere gefühlt. Habe mich viel mit mir und meinem Seelenleben beschäftigt und durfte dort ein bisschen aufräumen. Es war nicht immer Sonnenschein, aber es war auch nicht immer Regen. Es war einfach alles. Und ich bin dankbar für jeden einzelnen Moment.
D A N K E L E B E N !
Commenti